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Beitrag vom 30.05.2006
Tsipi Reibenbach im Kino Arsenal
Sarah Ross
Am 1. Juni 2006 präsentiert das Berliner Künstlerprogramm des DAAD um 19 und 21 Uhr die Filmografie der 1947 in Schlesien geborenen, israelischen Dokumentarfilmerin im Kino Arsenal.
Tsipi Reibenbach wurde 1947 in Schlesien geboren und emigrierte im Jahr 1950 mit ihren Eltern, die den Holocaust überlebt hatten, nach Israel. Im Anschluss an ihr Abitur absolvierte sie zunächst ein Mathematik- und Physikstudium an der Universität Tel Aviv. Den Grundstein für ihre Karriere als Regisseurin und Dokumentarfilmerin legte sie bereits im Jahr 1973, als sie eine Ausbildung zur Regisseurin für Film, Fernsehen und Animation beginnt. Noch im selben Jahr wird Tsipi Reibenbach im Alter von 26 Jahren Witwe. Ihr Mann kommt im Yom-Kippur-Krieg ums Leben. Dieses tragische Ereignis verarbeitet sie in dem Dokumentarfilm "Widow Plus" (1981). In dem Film zeichnet Reibenbach ihr eigenes Portrait und das von vier weiteren, an Yom Kippur 1973 verwitweten Müttern und begleitet ihren schwierigen Alltag in Israel. In ihren Filmen beobachtet und portraitiert Reibenbach ihre Familienmitglieder und Menschen ihrer Umgebung.
Gemeinsam mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD zeigt das Kino Arsenal in Anwesenheit der Regisseurin am 1. Juni 2006 zwei ihrer Filme:
19 Uhr:
Choice and Destiny, IL 1993, OmU 110’
In den Jahren 1988 bis 1993 entsteht Reibenbachs unaufdringliche Beobachtung ihrer Eltern Yitzhak und Fruma. Ihre langsamen Gesten, ihre fast unhörbaren Schritte, Erinnerungsfetzen werden von der Kamera minutiös aufgelesen und spiegeln den liebevollen, wenn auch schmerzhaften Blick einer Tochter auf ihre Eltern wieder. Der Film bekam viele Preise, darunter den Grand Prix in Yamagata, Japan 1995, den Audience Award und den Special Award der Jury in Amsterdam IDFA 1994 und den Prix de la Scam in Cinéma du Réel 1994.
Pause und Filmgespräch mit Tsipi Reibenbach
21 Uhr
Three Sisters, IL 1996-1998, OmU 67’
Tsipi Reibenbachs dritter Dokumentarfilm ist ein weiteres Familienporträt, diesmal der Mutter Fruma und ihrer beiden Schwestern am Ende ihres Lebens, und zugleich die Geschichte einer verlorenen Jugend und unerfüllten Liebe. Denn alle drei liebten vor 50 Jahren in Polen denselben Mann … Das Trauma des Holocaust hat die drei Schwestern sprachlos hinterlassen, sie sehen sich kaum und reden selten miteinander, schon gar nicht über die enttäuschten Hoffnungen und unerfüllten Träume. Die Älteste der Schwestern verübte während der Dreharbeiten einen Selbstmordversuch. "Three Sisters" gewann den Preis der Haifa Arts Foundation, den Preis für die Beste Kamera beim Festival Doc-Aviv, und war 1998 im Internationalen Forum der Berlinale sowie 2004/2005 in der Ausstellung "Mythen der Nationen 1945. Der Kampf der Erinnerung" im Deutschen Historischen Museum, Berlin zu sehen.
Tsipi Reibenbach im Kino Arsenal
Wann: 1. Juni 2006, ab 19 Uhr
Wo: Kino Arsenal 1 & 2, Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin
Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.fdk-berlin.de